Podcast hören:
Video anschauen:
Bist Du fit für New Work Leadership – Interview mit Dagmar Gerigk
Dies ist ein Interview aus meinem Online-Kongress „Entspannt organisiert im Business„.
Dagmar Gerigk ist Leadership Coach und Expertin für (digitale) Führung. Sie hilft Führungskräften, inspirierend zu führen – vor Ort wie auf Distanz. Das Resultat sind motivierte Teams, die eigenständig überproportional Ergebnisse erzielen.
In unserem Interview teilt Dagmar die wichtigsten Aspekte guter Führung mit uns und warum das Thema „Stärken stärken“ so wichtig ist. Sie spricht auch über ihre persönlichen Erfahrungen, die sie zu ihrem Business inspiriert haben.
Ich finde es ganz großartig, dass es immer wichtiger wird einen Sinn hinter der Arbeit zu sehen und nicht mehr nur für möglichst viel Geld zu arbeiten.
Transkript zum Interview:
[00:00:04.280] – Sonia Schüttler
Hallo und herzlich willkommen zum Online Kongress „Entspannt organisiert im Business“. Mein Name ist Schüttler. Ich bin wie immer deine Gastgeberin hier. Nimm dir auch heute gerne was zu schreiben zur Hand, lass dich inspirieren. Ich habe heute Dagmar Gerigk zu Gast und sie ist Leadership Coach. Hallo liebe Dagmar, schön, dass du da bist.
[00:00:22.220] – Dagmar Gerigk
Hallo, Sonia. Grüß dich.
[00:00:24.500] – Sonia Schüttler
Ja, vielleicht so als allererste Einleitung. Was macht denn eigentlich so ein Leadership, Coach? Was machst du eigentlich?
[00:00:31.190] – Dagmar Gerigk
Was mach ich eigentlich? Haben mich die Kinder auch schon gefragt. …Mama, du sitzt den ganzen Tag am Rechner. Ich sitze jetzt Corona-bedingt sehr viel am Rechner oder stehe so wie jetzt gerade. Was mache ich? Ich arbeite mit Führungskräften und helfe denen, so zu führen, dass Arbeit Spaß macht. Das ist so meine Idee. Ich weiß, das ist leider nicht viel der Fall. Es gibt einschlägige Studien, Gallup Studie und das ist so mein Trigger. Mir macht Arbeit riesig Spaß, hat es immer gemacht und ich hätte gerne, dass das mehr Menschen Spaß macht. Und deswegen arbeite ich mit Führungskräften, wie sie einfacher, besser führen.
[00:01:05.610] – Sonia Schüttler
Es ist ja auch ein total wichtiges Thema. Wie bist du dazu gekommen, dass du gesagt hast, ich mache so was? Weil da gibt es ja jetzt kein Ausbildungs- oder so ein Studienfach für.
[00:01:16.730] – Dagmar Gerigk
Also, die Ausbildung ist das Leben, ich führe selber seit über 25 Jahren Leute, ich bin aber auch systemischer Coach von der Ausbildung her. Wie bin ich dazu gekommen? Weil ich selber gemerkt habe am eigenen Leib, was schlechte Führung machen kann. Ganz kurze Geschichte, „Dagmar, du bist das blödeste Stück, das mir jemals untergekommen ist.“ Das war meine erste Begegnung mit schlechter Leadership. Das war im zarten Alter von 15. Ich arbeitete neben der Schule in einem Cafe und die Theke war voll. Das Kaffee war sehr beliebt und ich wollte ein Stück Erdbeerkuchen zurecht machen, holte das aus der Auslage raus, habe es dabei schief gehalten. Der Erdbeerkuchen rutschte langsam von der Platte, kippte und fiel mit dem köstlichen roten Erdbeer-Belag in die Auslage. Und das war dann der Ausspruch meiner Chefin. Und damals habe ich gesagt okay, „there is room vor improvement“. Und das ist so ein bisschen der Trigger gewesen. Ich habe immer ein Stück weit anders geführt als andere, weil ich schon ganz früh auf die Stärken der Mitarbeiter geguckt habe.
Okay, wo sind die denn? Natürlich stark, unabhängig von der Job Description und so habe ich die Leute eingesetzt. Später habe ich dann gelernt, als ich dieses Gallup Buch gelesen hab, habe ich gelernt, okay, das ist Stärken stärken und das ist immer schon mein Ansatz gewesen. Und das war jetzt der erste Vorfall, es gab verschiedene, es gab aber auch Gott sei Dank gute Beispiele. Und das ist so meine Triebfeder gewesen. Warum ich das mache? Und Führung ist tatsächlich ein Steckenpferd von mir. Und das zieht sich sogar bis in Kindererziehung. Wir haben zwei Söhne, die sind mittlerweile 16 und 18, und auch das ist eine Führungsaufgabe. Ganz ehrlich die größte, längste und herausfordernde für mich gewesen.
[00:03:15.740] – Sonia Schüttler
Ja, das mit der Herausforderung, das würde ich auch unterschreiben. Ich habe auch zwei Jungs und ja, das ist manchmal sehr herausfordernd. Aber das ist ja, das ist ja auch eine echt spannende Geschichte, so was schon in so jungen Jahren zu erleben. Ich glaube, jeder von uns hat mal einen Chef oder einen Chefin gehabt, die jetzt vielleicht ihrer oder seiner Aufgabe nicht so ganz perfekt beherrscht haben. Aber so eine Geschichte kann ich mir vorstellen, dass das sehr prägend ist. Was bedeutet gute Führung für dich? Was sind so die Hauptpunkte? Es ist ja, ich bin ja auch als Unternehmer oder Unternehmerin Führungskraft und auch dann muss ich meine Mitarbeiter ja führen. Was sind so die Hauptpunkte, die ich beachten sollte, wo ich drauf achten muss?
[00:03:57.200] – Dagmar Gerigk
Also gute Führung macht gerade so mit Hinblick auf die auf die jüngeren Generationen aus, dass du sie einbeziehst. Also es gibt ja vielfach so das Vorurteil, die Jugend von heute, die hat gar keinen Bock mehr. Und das stimmt nicht. Die Jungend von heute braucht einen Sinn. Also meine Generation ist früher arbeiten gegangen, um zu leben. Und die Jugend will heute wissen, warum sie arbeitet. Und die wollen sich heute auch ein Stück weit verwirklichen bei der Arbeit. Das heißt, wenn ich jetzt so in der herkömmlichen Führungs-Mentalität komme mit: ich bin die Führungskraft und als solche weiß ich alles und ich verteile nur Ratschläge, dann haben die schnell keinen Bock mehr. Wenn ich die aber über Fragen einbeziehe und wenn ich sage, das ist unser Ziel, das ist die Vision, da wollen wir hin und ich frag dich mal: Was denkst du, wie kommen wir dahin? Was denkst du, wie tickt unser Kunde? Was könnte der denn gut finden und was nicht? Dann sind die sehr schnell dabei.
Also ich muss gucken, dass ich als Führungskraft heute nicht mit dem Anspruch hingehe: So ist die Welt und ich habe die Weisheit mit Löffeln gefressen. Sondern dass ich das, was man so schön Schwarmintelligenz nennt, dass ich das nutze, indem ich eben die anderen mit einbeziehe. Auch wieder so ein Schlagwort: Partizipation. Je mehr ich andere mit einbeziehe und desto mehr verschiedene Meinungen ich mir hole, desto stärker wird auch letztlich mein Konzept. Weil kein Mensch kann heute mehr alles Wissen, das wäre vermessen.
[00:05:26.980] – Sonia Schüttler
Spannend finde ich, finde ich auch total schön diesen Ansatz heutzutage. Das auch immer was, was ich so meinen Kindern sage. So, ich arbeite nicht… ich stehe jetzt nicht jeden Morgen auf, weil ich jetzt viel Geld verdienen will, sondern weil mir das unheimlich Spaß macht, was ich da mache. Weil ich denke, ich leiste was, was anderen dient.
Und das auch noch mal so, so als Hintergrund, so ein bisschen New Work Leadership, das ist ja auch so ein ganz großer Begriff. Was bedeutet das? Das hängt ja auch damit zusammen, dass man das vielleicht auch noch mal kurz erläutern können.
[00:06:02.260] – Dagmar Gerigk
Ja, also ich meine New Work. Vieles, was unter New Work fällt, ist ja schon relativ alt. Also der Begriff New Work selber ist ja schon über 20 Jahre alt. Und auch da die Idee war, dass Mitarbeiter eben partizipativ miteinbezogen werden, dass eben nicht mehr einfach nur so eine Direktive von oben nach unten passiert. Und die Mitarbeiter haben das zu tun, was eben angeordnet wird, sondern das ist tatsächlich aus der aus der Belegschaft herauskommt. Das heißt, wo wollen wir hin, was tun wir? Und das dann eben auch so eine kontinuierliche Prozess Verbesserung passiert ganz automatisch, weil wenn die Leute involviert sind. Es gibt im Marketing so ein schönes Konzept, das Buyer Persona Modell. Damit arbeite ich auch viel, wenn ich Employer Branding Workshops gebe, dass ich sage: Überlegt euch genau, wer ist eure Zielgruppe? Wie tickt die? Wofür stehen die morgens auf, wofür brennen die? Und dann versucht eure Nachricht genauso zu formulieren, dass ihr deren Nerv trifft.
Wenn man so auf Unternehmensseite guckt oder in Unternehmensbroschüren, vor allen Dingen wenn du Richtung Konzern gehst, aber auch bei kleinen KMU’s, weil die viel sich bei Konzernen abgucken, dann ist das so Hochglanzbroschürenstyle.
Dann ist es erst mal in Ich-form formuliert: Wir können, wir haben. Guck mal Stellenausschreibungen an: Wir sind, wir können… die Anforderungen an die Stelle und ganz unten steht dann vielleicht „wir bieten“. Und das muss heute einfach einmal umgedreht werden, weil es viel wichtiger ist, weil wir haben einen reinen Arbeitnehmer Markt. Arbeitnehmer können sich heute aussuchen, wo sie arbeiten.
Und deswegen müssen wir uns letzten Endes verkaufen, vermarkten, wie wir auch unsere Produkte vermarkten. Und das New Work bezieht natürlich sehr viel auch ein, dieses Ganze, was jetzt durch Corona glücklicherweise beschleunigt wurde, das ganze Thema digitales Arbeiten und Arbeiten an unterschiedlichen Standorten. Das heißt, ich arbeite… Es ist längst nicht mehr so, dass jeden Tag jeder ins Büro kommt, so wie das früher der Fall war. Sondern ich habe Leute, die arbeiten im Homeoffice, ich habe Leute, die arbeiten Teilzeit, die sind nicht jeden Tag greifbar. Ich habe Leute, die arbeiten beim Kunden, ich habe Leute, die arbeiten von unterwegs. Das war früher für Vertriebler schon der Fall.
Aber ansonsten? Das Gros der Belegschaft lief morgens um neun, acht in den Betrieb, hat da seine Stunden verbracht und ist abends nach Hause gegangen. Und davon muss ich mich lösen. Und da muss ich eben auch entsprechend anders arbeiten und agieren, auch kommunizieren.
[00:08:30.530] – Sonia Schüttler
Hmmm, also schon einiges genannt, was so was so wichtig ist, worauf ich als Arbeitgeber achten sollte. Hast du noch so einen Tipp, wo du sagst außer jetzt die Flexibilität mit meiner Mitarbeiter und dass ich Mitarbeitern was bieten muss, wo ich sage, das kann ich als Unternehmer oder Unternehmerin bieten, um gute Mitarbeiter zu bekommen.
[00:08:52.580] – Dagmar Gerigk
Ja als Unternehmer… Solange es mir gelingt, einmal die Sinnfrage zu klären und dann aber auch andere stark zu machen, dann haben die nämlich was davon. Deutlich mehr als einfach nur das Geld. Das heißt… Wir im deutschsprachigen Kulturkreis sind eher defizit-orientiert. Die Amerikaner nennen uns nicht umsonst die „Yes But-ter“. Wir schieben immer aber hinterher, wie ätzend das war. Gut, ja, aber da hast du vielleicht zu schnell gesprochen oder so was. So, und wenn wir einfach mal gucken. Und da können wir uns tatsächlich von den Amerikanern viel abschauen. Wenn wir einfach gucken, was sind denn vorhandene Talente, was sind vorhandene Stärken? Und dann lass uns doch darauf fokussieren und lass die ausbauen zu einer Exzellenz. Das ist wirtschaftlich wesentlich sinnvoller und viel, viel motivierender als eine vermeintliche Schwäche auszumerzen. So und nur da, wo eine Schwäche wirklich im Weg ist… (Und das ist sie in den seltensten Fällen.) Dann arbeite ich daran. So, und wenn ich jemanden in der Stärke stark mache, und wenn ich dem die Erlaubnis gebe, Dinge zu tun, mehr Verantwortung zu übernehmen, dann wirkt das Wunder.
Das ist so mega motivierend. Dann wachsen die Leute nämlich persönlich. Und dann hast du sie automatisch ans Unternehmen gebunden. Auch in der heutigen Zeit, wo der Wechsel halt schon schneller passiert.
[00:10:15.510] – Sonia Schüttler
Ja, das dient ja im Endeffekt auch meinem Unternehmen.
[00:10:18.860] – Dagmar Gerigk
Ja, klar. Klar, weil ich meine, was hast du dadurch, wenn jemand sich bei dir wohlfühlt, wenn jemand loyal deinem Unternehmen gegenüber ist? Der geht natürlich auch abends in die Kneipe, ins Bistro oder wo immer man sich jetzt trifft oder im Wohnzimmer oder so was heutzutage. Da geht natürlich auch hin und erzählt in seinem Freundeskreis, wie mega cool es bei der Arbeit ist. So, und was kann dir besseres passieren als diese Art von kostenloser Werbung? Ach, habt ihr nicht eine Stelle? Kann ich mich bei euch nicht auch mal bewerben? Cool. So, wie erreiche ich das? Vielleicht wolltest du das fragen, um deiner Frage vorzugreifen. Wie erreiche ich das? Indem ich mehr frage als Ratschläge gebe. Ich hatte ja eben schon mal gesagt: Weniger Ratschlag geben. Und W- Fragen. Also es sind alles Fragen, die mit W. Anfangen. Wer? Wie? Wo? Was? Warum? Was glaubst du, wenn unser Kunde der und der ist und das und das Interesse hat… Was glaubst du interessiert dich mehr dieses oder jenes Produkt? Stell dir vor, du wärst der Kunde. Wann würdest du unser Produkt am ehesten konsumieren? Im geschäftlichen oder im privaten Umfeld? Wo müssen wir es platzieren, dass es dir auffällt? Guck mal, was haben wir im letzten Jahr alles geleistet? Wie cool! Klopfter auf die Schulter. Auch das, immer mal wieder kleine Meilensteine feiern. Und dann? Wo meint ihr, könnten wir vielleicht noch ein Stück besser werden? Unsere Kunden noch mehr begeistern? In dem ich Fragen stelle, rege ich automatisch das Hirn zum Nachdenken an und kriegt natürlich auch viel mehr Feedback. Mehr reiche Ideen. Viel mehr als das limitierte Fenster, was ich so sehe.
[00:12:07.000] – Sonia Schüttler
Spannend. Ganz spannend. Und was ist deiner Erfahrung nach… Sind die meisten Führungskräfte denn so weit, dass sie, dass sie das wirklich aufgreifen? Oder ist das noch sehr verbreitet, dieses alte Führungs-Schema?
[00:12:21.850] – Dagmar Gerigk
Das alte Schema ist noch sehr verbreitet. Wir haben ad eins in Führung, im Moment noch die Generation sitzen, die so PI mal Daumen mein Alter ist. Die sind anders sozialisiert worden und deswegen führen die anders, weil die es halt so gelernt haben. Und dann ist es so, dass die jüngere Generation auch teilweise Probleme hat, Dinge abzugeben. Nicht die jüngere Generation per se, sondern ganz normal. Wenn jemand neu in Führung kommt, weil du als Führungskraft bist verantwortlich für das Ergebnis. Das heißt, du hältst deinen Kopf hin, wenn es schief geht. Deshalb neigen relativ viele dazu, auch dann sehr engmaschig zu kontrollieren. Zusätzlich viele erwachsen aus der Vaterrolle in die Führungsrolle. Das heißt, die können im Zweifel die Dinge ja auch richtig gut, weil die kommen ja dann in die Führung, wenn sie sich hervorgetan haben durch richtig gute fachliche Leistung. Und das ist unheimlich verführerisch. Als Chef, du hast dann in Führung, hast du ja nichts Greifbares mehr am Ende des Tages. Dann hast du ein bisschen hier geredet und bisschen da jemanden stark gemacht, vielleicht eine Powerpoint Präsentation gemacht, aber so was, so ein griffiges Ergebnis.
Und wenn dann ein Mitarbeiter kommt und sagt Du Chef, dann ist das so verführerisch, da rein zu springen und endlich wieder was zu machen. Das ist das ist oftmals das Problem. Also dieses Delegieren und loslassen können. Ich habe gerade mein Buch fertiggestellt, das heißt, die Kunst zu delegieren. Und Untertitel ist Loslassen lernen. Weil, das fällt vielen dann eben schwer. Und das hat eben auch so ein bisschen was mental zu tun. Und da gehe ich eben am Anfang auch drauf ein, wie kriege ich das hin, wie kriege ich mich mental so umgepolt, dass es mir leichtfällt, loszulassen? Und wenn das einmal, wenn der Groschen einmal gefallen ist, dann funktioniert es auch relativ leicht abzugeben, weil dann merken die. Das Abgeben motiviert, dass es nicht Abdrücken ist, wie viele auch befürchten. Und dass die Mitarbeiter dann von alleine selber mit neuen Ideen kommen.
[00:14:24.040] – Sonia Schüttler
Ganz spannend, finde ich selber persönlich ein ganz spannendes Thema, weil ich auch langsam darüber nachdenke, irgendwie mit Mitarbeitern zusammenzuarbeiten. Wann erscheint ein Buch? Wann kann ich mir das kaufen?
[00:14:35.230] – Dagmar Gerigk
Ich hoffe, Ende Februar. Das ist der Plan. Wir sind jetzt gerade mit dem Lektorat ist durch. Wir setzen jetzt gerade noch Cover und dann noch mal den finalen Buch Satz. Und dann geht es erst mal ein Test Druck und Ende Februar hoffentlich dann auch im Buchhandel erhältlich.
[00:14:49.000] – Sonia Schüttler
Ja super, dann ist ja, wenn der Kongress startet, dann können wir das auf jeden Fall so verlinken. Das ist ja schon gut.
[00:14:54.670] – Dagmar Gerigk
Ja, stimmt.
[00:14:56.630] – Sonia Schüttler
Das finde ich, finde ich tatsächlich auch sehr spannend, weil ich auch für mich selber und auch bei meinen Kunden und Kundinnen merke Abgeben und dieses wirkliche loslassen und nicht mehr ständig hinterher fragen… das ist, das ist für viele ein ganz, ganz schwieriges Thema und eine ganz große Herausforderung. Hm, schön.
Hast du in deinem Business auch noch Herausforderungen, dass du sagst, das sind Punkte, die fallen mir auch irgendwie schwer…?
[00:15:21.330] – Dagmar Gerigk
Ja, ich habe immer zu wenig Zeit für die ganzen Ideen, die ich machen möchte. Aber das kennt jeder Unternehmer. Ich habe viele Ideen. Also neben dem Buch bin ich gerade dabei, einen Podcast zu erstellen. Der soll auch dieses Jahr live gehen. So und ich hätte gerne mehr Zeit. Das ist aber ein schönes Signal, weil es macht mir offensichtlich Spaß. Ansonsten dank automatisierter Tools weniger. Was ich versuche: Ich bin ein Freelancer, bin froh ein Freelancer zu sein und gedenke das auch zu bleiben. Das heißt, ich habe keine Mitarbeiter direkt auf meiner Payroll, habe aber sehr wohl Leute, mit denen ich natürlich als Dienstleister zusammenarbeite. Was ich deswegen immer tue, ist möglichst meine Ressource Klonen, so gut das geht. Das mache ich mit Tools, die mir bestimmte Dinge automatisiert abnehmen, weil meine Kunden haben nix davon, wenn ich Dinge immer wiederhole. Dafür schreibe ich Bücher, macht den Podcast. Dafür mache ich sehr viel auf LinkedIn, wo die sehr viel von haben, ist, wenn ich mit denen individuell arbeite.
Also was ich sehr viel in einzelne Coachings mache, ist kritische Gespräche vorbereiten, Kündigungen, Gespräche mit dem Mitarbeiter, kritisches Feedback, Bewerbungsgespräch für eine neue Stelle, was auch immer es ist, weil da kann ich dann ganz individuell auf sie eingehen. Und damit ich dafür Zeit habe, versuche ich so wiederholende repetitive Aufgaben tatsächlich an Standardsoftware rauszugeben. Und das geht ja glücklicherweise ganz gut.
[00:16:50.500] – Sonia Schüttler
Ja, finde ich auch ein cooler Ansatz. Ich finde, es ist ganz wichtig, dass ich im Business so viel wie möglich automatisiert machen kann. Das erspart mir total viel Zeit. Da passieren keine Fehler mehr durch.
[00:17:00.370] – Dagmar Gerigk
Ja, genau. Super. So, und ich meine, da gibt es. Du arbeitest ja selber mit automatisierten Tools, also zum Beispiel von der Kalender Vereinbarung. Da muss ich jetzt nicht fünfmal hin und her, sondern ich sage hier auf meine Webseite, da hast du einen Termin vereinbaren und da hast du direkten Zugriff auf meinen Kalender. So, das heißt, ich kann es outsourcen an denjenigen, der den Termin macht und das tut dem ganzen Prozess keinen Abbruch, weil derjenige hat keinen Vorteil davon. Ob ich dem jetzt dreimal eine Email hin und her schreibe, da kann ich leider, kann ich aber nicht oder da kann ich erst um elf. Das ist für beide Seiten einfach viel schneller.
[00:17:31.930] – Sonia Schüttler
Hm, ja, finde ich auch. Ich finde gerade auch in der Terminvereinbarung ist das was es funktioniert so einfach und erspart mir so viel Zeit. Das sollte ich auf jeden Fall nutzen. Genau.
Wie ist das bei dir? Trennst du Berufliches und Privatleben oder ist das bei dir eher so ein Fluss?
[00:17:49.960] – Dagmar Gerigk
Es ist ein Fluss. Also so dieses Thema Work Life Balance. Ich achte natürlich drauf, dass das die Arbeit nicht überwiegt, aber es ist ein Fluss und es ist auch bewussten Fluss. Ich habe sehr viele Online Tools. Ich versuche fast ausschließlich digital zu arbeiten. Das tut es nicht ganz. Ich habe schon noch ein paar Aktenordner im Schrank, aber sehr wenige. Ich habe in letzter Zeit sehr viele weggeschmissen. Also zum Beispiel meine Buchhaltung mache ich auch in der Cloud und mache ich auch vollautomatisiert. Was heißt automatisiert? Muss ich schon selber machen, aber ich mache sie selber. Früher hatte ich ein Buchhalter, als ich noch ein Online Unternehmen hatte. Jetzt mache ich es selber und es macht sogar Spaß, weil es einfach geht. Und das mache ich morgens beim Kaffee. Wenn eine Rechnung reinkommt, dann kostet mich das drei Klicks. Dann habe ich die gebucht und kann sie auch vergessen und die ist elektronisch abgelegt. Ich brauche sie nicht mehr im Ordner abzuspeichern. Insofern läuft das so wirklich fließend ineinander über. Es ist aber auch so, dass ich Arbeit nicht als Arbeit jetzt schon wieder empfinde, sondern ich finde es großartig und insofern ist es keine Belastung.
Und ich glaube, all das, an das wir Zeit verwenden oder Energie aufwenden, die uns Spaß macht, lädt uns zusätzlich mit Energie auf und dann passt die Work Life Balance. Es gibt Tage, da läuft es einfach nicht und dann nehme ich mir auch das Recht raus, einen halben Tag frei zu machen. Dann sagst du den Kindern: Mein Chef hat mir freigegeben. Sagen die: Hey, du bist doch dein eigener Chef? Nein. Insofern, ich arbeite tatsächlich selbstständig, habe aber trotzdem auch Pausen. Also wir haben Hobbys. Wir gehen regelmäßig Mountainbike fahren, wir treffen uns gern mit Freunden. Wir haben eine ganz nette Nachbarschaft, wo wir heute häufig dann grillen oder irgendwas machen. Also das passiert dann auch.
[00:19:38.160] – Sonia Schüttler
Ja, bei mir ist das genauso. Ich finde auch, das ist ganz wichtig. Mein Job macht mir so viel Spaß, dass ich sage: Ja, das kann ich auch so zwischendurch machen. Ich kann mir aber auch zwischendurch einfach mal Zeit für mich oder für die Familie oder was auch immer nehmen.
[00:19:51.000] – Dagmar Gerigk
Also zum Beispiel, wenn die Jungs reinkommen, die sind ja jetzt schon relativ alt, auch schon weit und trotzdem, die hatten immer Priorität. Ich habe immer gearbeitet, auch als die ganz klein waren. Ich bin unmittelbar nach dem Mutterschutz auch wieder arbeiten gegangen und die hatten immer Priorität. Das heißt, wenn die heute reinkommen, wenn die heute reinkommen, sagen wir mal, ich brauch neue Basketballspieler oder schleich dich. Aber wenn die reinkommen und irgendwas haben, weil die sagen Mensch da, dem Kumpel geht es schlecht oder das ist in der Schule gelaufen, dann haben die immer Priorität, dann unterbreche ich meine Arbeit und das kann ich mir glücklicherweise leisten. Es sei natürlich, dass gerade in einem Call oder irgendwas, dann ist die Tür abgeschlossen, aber ansonsten können die immer reinkommen. Und das ist eben auch ja, vielleicht ist das noch was, was wichtig ist. Habe eine klare Strategie auch für dich, wo du hin willst und was ist deine Priorität? Und die zwei waren immer schon Priorität und werden das vermutlich auch immer sein, obwohl ich super gerne arbeite und obwohl ich sehr viel arbeite.
So, und wenn du genau weißt, was zahlt auf meine Karte ein, dann ist es auch leichter, mal nein zu sagen.
[00:20:51.600] – Sonia Schüttler
Schön. Finde ich auch einen schönen Ansatz zu sagen: Die Familie ist immer wichtiger, die Kinder sind immer wichtiger. Und wenn Du jetzt den Zuschauern / Zuschauerin noch 1,2,3 kleine Tipps hinterlassen könntest, vielleicht auch gerade so, wenn ich mein Business gerade erst gestartet habe oder noch nicht so lange selbstständig und Unternehmer / Unternehmerin bin. Was da wichtig ist, was würdest du dann mitgeben?
[00:21:14.150] – Dagmar Gerigk
Das, was ich jetzt grad zum Schluss gesagt hatte, tatsächlich, verwende am Anfang viel Zeit und Aufwand in das Thema Strategie. Also wo soll die Reise hingehen? Wer bin ich? Was will ich für eine Veränderung mit meinem Business in der Welt bewirken? Und das heißt nicht, Du musst die Welt aus den Angeln heben. Aber jeder von uns oder jeder von uns hat ja in irgendeiner kleinen Marktnische vor, irgendetwas zum Besseren zu verändern. Indem wir Produkte liefern, die das Leben der Kunden erleichtern, indem wir Dienstleistungen anbieten, die das Leben der Kunden erleichtern und da tatsächlich mal Hirnschmalz rein wenden. Das geht nicht über Nacht. Und das ist auch ein kontinuierlicher Prozess. Nur ich profitiere heute enorm davon, dass ich mir sehr viel Gedanken zu dem Thema gemacht habe. Und das ist was. Das zahlt sich hintenraus aus. Ich weiß, dass das sehr schwer ist für Unternehmer, die am Anfang natürlich absolut im Trott stehen und gar keine Zeit für nix haben. Und deswegen ich predige das gebetsmühlenartig, auch wenn ich Trainings gebe.
Und ich gebe auch jede Menge Tipps und Tools raus, wie das denn funktioniert. Weil es zahlt sich hintenraus durch mehr Zeit aus, durch mehr Erfolg aus, weil du den Fokus richtig setzen kannst und das, was ich eben sagte: Du kannst einfacher Nein sagen. Es gibt bestimmte Aufträge, da sage ich Nein zu, weil ich sage, die passen nicht in meine Zielrichtung. Beispiel: Ich hatte jetzt eine Anfrage von einem Menschen, der wollte mit mir kooperieren und er hat gesagt: Ja, die Themen überschneiden sich. Stimmt auch alles von der Chemie. Das stimmt auch alles. Nur der war noch ein Typ, der Hamburg, Frankfurt, München und Ausland regelmäßig in der Woche machte und der das cool fand. Mein erklärtes Ziel ist es, Raum und Zeit unabhängig arbeiten zu können, das heißt, mein Laptop zu schnappen und wenn mich der Hafer sticht, morgen irgendwo in der Sonne zu arbeiten und eben nicht hier. Und dann habe ich gesagt, wir kommen an dem Ende nicht zusammen, weil wir haben unterschiedliche Zielsetzungen und so gut und so viel da auch vorher gepasst hat.
Oder ich hätte an der Stelle gesagt: Tut mir leid, wir kommen nicht zusammen. Das entspricht nicht meiner Zielsetzung, denn ich habe nicht das Ziel, mehr übertrieben viel mit dem Laptop unterm Arm durch Deutschland zu reisen. So, und wenn ich das klar habe, dann kann ich auch ordentlich begründen und der war jetzt auch nicht beleidigt oder irgendwas, das war für den schlüssig und dann war das auch gut so, ansonsten hätte ich nicht klar gehabt, hätte ich jetzt unendlich viel Zeit drauf verbrannt, wäre mega gestresst gewesen und hätte mich dann irgendwann Monate später gefragt: Warum kommst du eigentlich gar nicht mehr zu den Dingen, die du dir vorgenommen hast? Also das ist, was ich weiß, es fällt schwer, aber das ist was. Das lohnt sich auf jeden Fall hintenraus massiv.
[00:23:53.240] – Sonia Schüttler
Ja, den Tipp kann ich gut nachvollziehen. Liebe Dagmar, vielen Dank für dein Wissen, für deinen wertvollen Input. Fand ich total spannend heute. Danke für deine Zeit. Danke, dass du dabei bist.
[00:24:06.820] – Dagmar Gerigk
Sehr gerne und viel Erfolg weiterhin.
[00:24:10.330] – Sonia Schüttler
Dir, liebe Zuschauerin und lieber Zuschauer, auch vielen Dank, dass Du dabei bist. Wir sehen uns beim nächsten Interview wieder.
Mein Name ist Sonia Schüttler. Ich habe vor über 20 Jahren meine Ausbildung als Industriekauffrau abgeschlossen und langjährige Berufserfahrung als Assistenz, Sachbearbeiterin und im Backoffice.
Seit Anfang 2018 bin ich als virtuelle Assistentin selbstständig tätig, weil ich mir aussuchen wollte mit wem ich arbeite und was ich tue. Ich glaube, das lässt mich meine Aufgaben noch besser und zufriedener erledigen.
Einerseits unterstütze ich Unternehmer und Unternehmerinnen in der rein virtuellen Zusammenarbeit als virtuelle Assistentin.
Andererseits möchte ich auch Selbstständigen und Unternehmer:innen helfen, die (noch) keine VA benötigen.
Sind wir schon vernetzt?